leidenschaft-ohne-motiv

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„Ich glaube, daß eines absolut notwendig ist – und das ist Leidenschaft ohne Motiv, eine Leidenschaft die nicht das Ergebnis irgendeiner Bindung oder Neigung ist, eine Leidenschaft, die nicht Lust ist. Ein Mensch, der nicht weiß, was Leidenschaft ist, wird nie um die Liebe wissen, weil die Liebe sich nur bei völliger Selbstlosigkeit entfalten kann.“

„Ein Mensch, der auf der Suche ist, hat keine Leidenschaft. Der Liebe zu begegnen, ohne sie zu suchen, ist der einzige Weg, sie zu finden; man muß ihr unbeabsichtigt begegnen und nicht durch Anstrengung oder Erfahrung. Sie werden entdecken, daß eine solche Liebe zeitlos ist. Solche Liebe ist sowohl persönlich als auch unpersönlich, Sie gehört dem einen wie den vielen. Sie ist wie eine duftende Blume; Sie können ihren Duft wahrnehmen oder an ihr vorübergehen. Diese Blume ist für jeden da und besonders für den einen, der sich die Zeit nimmt, ihren Duft innig einzuatmen und sie mit Entzücken anzuschauen…“

Krishnamurti in EINBRUCH IN DIE FREIHEIT )( Aquaramarin Verlag )(

„Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben,
und er ließ mir das Nahe,
daraus er entschwand
er lernte das Schweben,
ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt

Engellieder

Engellieder

Seit mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten,
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr ängstlich Hände halten –
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.“

Rilke: Frühe Gedichte (Engellieder)

„Kommst Du?“ – so die Frage, kommst Du? kommst Du mit? kommst Du zu mir? in mein Reich, näher – ganz nah zu mir, weil Du mir vertraust und weil es Dir gut tut bei mir zu sein…

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Wie leicht verstricken wir uns in Gedankenfeldern von bestätigter Selbstzufriedenheit – aber warum? Ist es denn zu wenig, den eigenen Atem zu spüren, dem eigenen Herzschlag zu lauschen? Ist es zu wenig, ganz still zu sein und leise zu atmen… da ist nichts und niemand, kein anderes Geräusch, kein Laut und kein Wehen, kein Wollen.

Ja, es wird immer wieder allzu schrecklich diesem Allein-Sein ins Auge zu schauen, das Wahre in dieser Erkenntnis ist eben erschreckend…aber warum wollen wir das nicht annehmen? Ich bin allein, Du bist allein, jetzt, gestern und auch morgen und Du warst es immer schon und wirst es bleiben. Ja, es gibt Momente von Zweisamkeit, von Gemeinschaft, von Zufriedenheit im Wohlgefühl der Gruppe. Und wie lange hält das an? Wie lange währt das wirklich? …. jetzt wirds schon wieder still, aber anders als beim ersten Mal…eine feine Stille breitet sich aus, ein Stille, die leise spricht: Alles ist gut, wie es ist – denn dieses „allein“ verzweigt uns in ein Großes, Unausprechliches ein „Eingebundensein“. Wo das Ich als eingebunden angenommen wird, entsteht ein neues WIR.

Eingebunden worin? Hier beginnt die Reise…wir werden sehen, wer uns auf dieser Reise begegnen wird. Es werden weite Seelen sein, andere Suchende, vielleicht Wissende, vielleicht wahrhafte Träumerinnen und Träumer? Vielleicht findet sich ein Freund darunter, ein echter, lebendiger Freund, der zuhört oder eine Freundin, die versteht…Doch meistens werden wir uns fremd bleiben, vielleicht weil Gewohnheit unser ständiger Begleiter ist, Ratgeber und Vertrauter…und allzu oft Berater. Was hält und hindert das liebende Herz sich ganz hinzugeben. Wie kommen wir, je älter und reifer ( und auch verdrehter…) wir werden, wie kommen wir dazu, dieser Herzkraft nicht mehr zu vertrauen?

Vielleicht erinnerst auch Du Dich an diese maßlose Zuversicht aus den Kindertagen, daß ein herzkleiner Kinderwunsch in Erfüllung gehen muß! Wünsche kamen viele, manche wurden wahr – was ein Glück. Andere Wünsche verflossen, wurden vergessen, gar vergraben oder verschenkt. Manche aufgehoben und dann wieder ins Leben genommen. Dieser tiefe dunkle Seelen-See, im Bergesinnern klar und tiefblau liegend vermag auch noch den kleinsten Wunsch zu bewahren, um ihn im rechten Moment dem sehnenden Herz wieder einzupflanzen, weil noch was zu tun, zu wollen und zu lieben ist…

Mach Mich Zum Wächter Deiner Weiten

aus: Rilke Projekt IV – „Weltenweiter Wandrer“

venedig-kreisMach mich zum Wächter deiner Weiten,
mach mich zum Horchenden am Stein,
gieb mir die Augen auszubreiten
auf deiner Meere Einsamsein;
laß mich der Flüsse Gang begleiten
aus dem Geschrei zu beiden Seiten
weit in den Klang der Nacht hinein.

Schick mich in deine leeren Länder,
durch die die weiten Winde gehn,
wo große Klöster wie Gewänder
um ungelebte Leben stehn.
Dort will ich mich zu Pilgern halten,
von ihren Stimmen und Gestalten
durch keinen Trug mehr abgetrennt,
und hinter einem blinden Alten
des Weges gehn, den keiner kennt.

(Rainer Maria Rilke – entstanden 1903 in Viareggio, Italien)

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